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Jo - Wie isset so in Vietnam ?

Drei Wochen Fernost mit Susi und Michael

Bei Kaisers

In Hue hat die US Army während des Krieges besonders heftig gewütet. Bei diversen Bombardements wurden die Zitadelle und der Jahrhunderte alte Kaiserpalast mit der "verbotenen Stadt" arg getroffen. Nur ein Bruchteil der originalen Gebäude sind noch vorhanden. Sie zeugen von der einstigen Pracht der Anlage. Wohn- und Arbeitsräume des vorletzten Kaisers und seines Hofstaates werden seitdem wieder aufgebaut, aber diese Aufgabe wird noch weitere Jahrzehnte in Anspruch nehmen. Von vielen Gebäuden sind nur die Fundamente geblieben.

Der vorletzte Kaiser Vietnams war von der französischen  Besatzungsmacht geduldet und eingesetzt worden, da er anders als seine neun (oder mehr) Vorgänger gut mit den fremden Herrschern kooperiert hat. So richtig viel zu tun hatte er nicht, denn sein politischer Einfluss war gleich null. Als Teil einer uralten Tradition war seine Dynastie allerdings beim Volk beliebt. Die ganze Monarchie einzustampfen wäre für die Franzosen ein Leichtes gewesen, hätte aber sicher für Unruhe gesorgt.

So saß der Kaiser bis in die 1930er Jahre mit seinen ca. 500 Frauen in der Verbotenen Stadt und zeugte über die Jahre etwa 150 Söhne und Töchter. Seine Eunuchen rekrutierten die Damen aus der  Bevölkerung heraus, wobei sie  den "Frauengeschmack" des Kaisers immer im Blick haben mussten.

Unsere junge Reiseleiterin Phu rechnet vor, dass 150 Kinder bei 500 Frauen ja wohl ein bisschen wenig sei, vermutet, dass die Eunuchen nicht gut gearbeitet hätten und resümiert dann, dass das Kaiserleben doch auch anstrengend gewesen sein muss. Jo, Phu - das macht Sinn.

 

Hingekommen zu diesem schönen Platz waren wir übrigens mit dem Drachenboot, das uns etwa 20 Minuten über den Parfümfluss beförderte. Dieser Wasserlauf ist deutlich breiter als der Rhein, riecht aber auch nicht so wie er heißt. Früher muss das mal anders gewesen sein, als hier noch das in Europa begehrte Sandelholz transportiert wurde.

Wir dachten wir würden eines dieser Touristenboote nehmen, die wir schon am Ufer hatten liegen sehen, aber wir bekommen unsere eigenes privates Drachenboot. Nur wir zwei und Phu als Passagiere. Im Führerstand erkennen wir auch noch den Käptn des Unternehmens. Irgendjemand muss das Ding ja steuern.

Als Phu uns erzählt, dass dieses Drachenboot normalerweise als Zuhause für eine ganze Familie dient, schauen wir uns noch einmal genauer um. Und richtig: wir entdecken noch zwei Kinder und zwei Frauen, von denen eine das weibliche Familienoberhaupt zu sein scheint. Für die beiden leicht gebräunten Touristen und ihre kurze Fahrt haben sie quasi ihr Wohnzimmer hergegeben.

Da in Vietnam absolut jeder irgendetwas zu verkaufen hat, wird unsere ruhige und langsame Fahrt durch eine Verkaufsveranstaltung begleitet. Getränke nehmen wir gerne, Tücher und Schals haben wir aber schon. Einen Fächer haben wir seitdem wir in der Gegend sind schon etwa zweihundertfünfzig Mal angeboten bekommen. Diesmal greifen wir zu. Auch ein T Shirt, natürlich viel zu klein für ausgewachsene Europäer, wechselt den Besitzer. Egal. Wir zahlen umgerechnet sechs Euro für alles, inklusive Getränke und alle sind zufrieden.

In der City von Hue gibt es dunkle und schöne Ecken. Die  dunklen hatten wir schon am ersten Abend allein gefunden. Wir bahnten uns den Weg durch Scharen von Menschen, die zwischen Müll und Dreck in einer der vielen mobilen Sterßenrand-Garküchen auf winzigen Plastikhockern sitzend für umgerechnet 2 -3 Euro ein Dinner einnehmen. Unsere war's nicht.

Besser ergeht es uns im Anschluss an den Kaiser Besuch auf dem Hauptmarkt. Phu kennt sich in dem totalen Chaos (= unser Eindruck) bestens aus und schleust uns an großen Behältern mit obskurer roter Soße vorbei schräg durch die Plastikabteilung bis hin zum Gemüsestand ihrer Freundin. Gegenüber preist eine fast zahnlose Marktfrau ihren Zuckerrohrsaft an und wirft die Presse an, als wir uns nähern.

Sooo lecker ist das Zeug, dass wir an der nächsten Ecke direkt noch einmal eine Ladung nachlegen.

Ach, beim Khai Dinh Mausoleum waren wir ja auch noch. Einige der Fotos oben stammen bestimmt von dort. Langsam geht uns bei den zahlreichen Pagoden, Tempeln und Mausoleen der Überblick verloren.

Manche jugendliche Besucher finden es schick, sich wie der Hofstaat zu kleiden und sich dort am Originalschauplatz für Facebook und Instagram in Szene zu setzen. Dauert ewig.

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